LESERFRAGEN EXPERTENTELEFON „Muskeltraining“ am 10.02.2011
Meine Mutter hat bereits Osteoporose, jetzt fürchte ich, dass es mir bald ebenso ergehen wird. Ich bin Anfang 60 - bin ich nicht schon zu alt, um mit Sport etwas gegen Osteoporose zu tun?
- Dr. med. Manuel Dornemann, Chirurg an der Orthopädischen Klinik im St. Bernhard Krankenhaus Kamp-Lintfort, war bis 2003 Leistungssportler in der Leichtathletik, wurde bei den Junioren-Europameisterschaften vier Mal deutscher Meister, ist begeisterter Fitnessstudio-Besucher und Jogger: Bei der Entstehung einer Osteoporose spielt die genetische Veranlagung in der Tat eine Rolle. Wenn Ihre Mutter bereits Patientin ist, so besteht für Sie ein erhöhtes Risiko für diese Erkrankung. Daher ist es für Sie wichtig, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Die sportliche Aktivität ist da ein ganz wesentlicher Faktor. Vor allem gezieltes Muskeltraining ist in Ihrem Alter absolut sinnvoll, da die Gefahr, an Osteoporose zu erkranken, durch das Absinken des Östrogenspiegels im Körper nach den Wechseljahren noch steigt.
Mein Blutdruck steigt und fällt häufig aus unerklärlichen Gründen - mit Medikamenten ist er schwer einzustellen. Kann ich mit Muskeltraining etwas dagegen unternehmen?
- Dr. med. Manuel Dornemann: Übungen mit geringen Gewichten und vielen Wiederholungen bieten eine Möglichkeit, den Blutdruck zu stabilisieren. Bei arteriellem Bluthochdruck kann durch Cardio-Training sogar eine leichte Blutdrucksenkung erreicht werden. Um jedoch in diesem Fall genaue Aussagen treffen zu können, ist es wichtig, dass Sie sich zuvor von einem Arzt untersuchen lassen. Er kann Ihnen sagen, welche Art von Training für Sie sinnvoll ist.
Mir macht mein Rücken zu schaffen - bisher waren alle Orthopäden ratlos und konnten mir nicht weiterhelfen. Sollte ich versuchen, mit Muskeltraining gegen die Schmerzen anzugehen?
- Dr. med. Manuel Dornemann: Gegen einen schmerzenden Muskel „anzutrainieren“ ergibt keinen Sinn. Die Beschwerden können dadurch zunehmen und im schlimmsten Fall kommt es zu Schäden innerhalb der Muskelstruktur. Es ist immer wichtig, individuell zu reagieren. In Ihrem Fall wäre es zunächst sinnvoll, den Rücken durch physiotherapeutische Anwendungen sowie Entspannungstechniken wie etwa autogenes Training zu entlasten. Im zweiten Schritt sollte die Rückenmuskulatur - zum Beispiel mit Muskeltraining an Kraftgeräten - schonend aufgebaut werden. So kann man weiteren Schmerzattacken wirkungsvoll vorbeugen.
Ich habe mich bei einem Fitnessstudio angemeldet. Nächste Woche ist mein Beratungstermin. Was erwartet mich und worauf sollte ich achten, bevor ich mit dem Training beginne?
- Dana Fricke, zertifizierte Trainerin der Fitnessstudiokette INJOY, Schwerpunkte: Betreuung und Einweisung von Menschen an Kraftgeräten; Leitung und Umsetzung von verschiedenen Rehasportgruppen: Bei einem ersten Termin sollten der Blutdruck, der Körperfettanteil, das Gewicht und der Anteil des im Körper gespeicherten Wassers ermittelt werden. Zudem sollte man Ihre Kondition testen und Sie zu Ihren Lebensgewohnheiten oder einer möglichen Krankheitsgeschichte befragen - also, eine Anamnese machen, damit dann der Trainingsplan nach Ihren Bedürfnissen individuell erstellt werden kann.
Ich bin Osteoporose-Patientin und fürchte, dass bestimmte Fitness-Übungen nicht gut oder sogar gefährlich für meine Knochen sind. Welche Übungen sind für mich sinnvoll?
- Dana Fricke: Für Osteoporosepatienten empfiehlt sich auf jeden Fall gezieltes Muskeltraining und Krafttraining, denn durch die Druck- und Zugbewegungen steigert sich die Knochendichte. Vermeiden sollten Sie Stauchungen der Wirbelsäule, die zum Beispiel beim Joggen auf dem Laufband geschehen können. Wichtig ist, dass das Training individuell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Ich bin Anfang 50, habe lange keinen Sport gemacht und würde gern wieder beweglicher werden. Wie könnte zum Beispiel ein Trainingsplan für mich aussehen und woher weiß ich, dass ich die Trainingsgeräte auch nach dem Probetraining richtig benutze? Bekomme ich eine Betreuung?
- Dana Fricke: Damit Sie Ihre Beweglichkeit verbessern und Ihre Kraft steigern, empfehle ich einen Kraftausdauer-Trainingsplan. Dabei werden alle großen Muskelgruppen trainiert. Zudem rate ich zu einem leichten Herz-Kreislauf-Training zweimal pro Woche. Was die Betreuung angeht, so sollte in einem guten Fitnessstudio immer ein Trainer anwesend sein, der ansprechbar ist und Sie gegebenenfalls korrigieren kann.
Mein Mann ist eine richtige „Couch-Potato“ und behauptet, Sport ist Mord. Mit welchen Argumenten kann ich ihn dazu bewegen, sich aus dem Sofa zu erheben und etwas für seine Gesundheit zu tun?
- Guido Rohde, Krankenkassenbetriebswirt bei der BKK Gesundheit, Arbeitsschwerpunkte: Prävention und Gesundheitsförderung: Motivieren Sie Ihren Mann doch, indem Sie ihm Anreize für Aktivitäten geben oder Belohnungen in Aussicht stellen - wie zum Beispiel die Tatsache, dass er wieder in seinen schicken Anzug hineinpasst, der im Moment so im Hosenbund kneift. Krafttraining vermittelt vielen Menschen ein ganz neues Lebensgefühlt: Man fühlt sich einfach fit. Sicherlich merkt er auch schnell, dass Sport Spaß macht, wenn Sie zusammen mit Freunden zum Beispiel Lauftrainings organisieren, oder eine gemeinsame Schnupperstunde im Fitnessstudio ausmachen.
Gibt es die Möglichkeit, für das Training im Fitnessstudio oder im Sportverein eine finanzielle Unterstützung von meiner Kasse zu bekommen?
- Guido Rohde: Viele Krankenkassen unterstützen Gesundheitssport in Form von zeitlich befristeten Präventionskursen und belohnen sportliche Aktivitäten im Rahmen eines Bonusprogramms. Bei der BKK Gesundheit ist die Förderung von Kursen auf insgesamt zwei Kurse pro Versicherten und Kalenderjahr begrenzt. Die Versicherten werden gefördert, wenn sie mindestens 80 Prozent der Kurseinheiten besuchen und können mit einer Erstattung der Mitgliedsbeiträge in Höhe von 80 Prozent pro Kurs, maximal aber mit 80 Euro für Kurse von Fremdanbietern rechnen.
Meine Freundin hat Osteoporose. Sie behauptet, dass man nur mit Medikamenten etwas dagegen tun kann, und heilbar sei die Krankheit sowieso nicht. Stimmt das?
- Prof. Dr. med. Elke Zimmermann, Sportmedizinerin an der Universität Bielefeld, Schwerpunkte: Verbindung von Sportmedizin und Trainingswissenschaften, gesundheitliche Prävention durch Bewegung und Sport; tätig für das „Vital Institute - Zentrum für sportmedizinische Prävention" der Uni Bielefeld: Osteoporose tritt in verschiedenen Formen beim Menschen auf. Deshalb ist es so wichtig, sich von einem Experten individuell beraten zu lassen, bevor man mit dem Muskeltraining beginnt. Fest steht, dass Muskeltraining die Entwicklung der Krankheit verlangsamen kann. Denn eine gut trainierte Muskulatur stärkt den alternden Knochen und stabilisiert ihn.
Muskeltraining ist ja gut und schön - aber ich möchte als Frau nicht aussehen wie die weibliche Ausgabe von Arnold Schwarzenegger. Wie viel Training ist denn notwendig und sinnvoll für mich?
- Prof. Dr. med. Elke Zimmermann: Unter normalen Umständen würde keine Frau so schnell Muskeln aufbauen, wie es Klischeebilder zeigen. Dies ist tatsächlich nur im Hochleistungssport möglich. Frauen müssen eher Angst davor haben, zu wenige Muskeln zu haben - denn sie können sich diese wesentlich schlechter antrainieren als Männer. Hinzu kommt, dass Muskeln sich auch schnell wieder abbauen. Wichtig ist daher, dass man regelmäßig und gezielt trainiert, dem Muskel aber auch ausreichend Zeit gönnt, um sich zu regenerieren.
Ich bin Diabetikerin, nehme deswegen regelmäßig Medikamente ein und auch mein Blutzuckerspiegel ist nicht immer konstant. Darf ich unter diesen Umständen überhaupt Sport machen - ist das nicht gefährlich?
- Prof. Dr. med. Elke Zimmermann: Sie müssen sich keine Sorgen machen - ein betreutes Training ist für Diabetiker nur zu empfehlen. Denn durch körperliche Betätigung können die Nebenwirkungen der Krankheit auf ein erträgliches Maß zurückgedrängt werden. Natürlich gibt es keine Pauschallösung für Diabetiker und jeder muss letztendlich „Spezialist“ für sein eigenes Tun werden. Inzwischen gibt es aber immer mehr Diabetiker, die in Fitnessstudios trainieren und von ausgebildeten Trainern dabei begleitet werden. Damit der Sport auch tatsächlich förderlich ist, muss beispielsweise beachtet werden, dass Diabetiker während und nach dem Training längere Erholungspausen brauchen. Manche Fitnessstudios bieten auch Spezialprogramme für Diabetiker an.
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